Nach jahrzehntelang wiederkehrenden Medienberichten, Kaffee sei ungesund, kann nun Entwarnung gegeben werden. Kaffee verlängert statistisch signifikant das Leben und kann bei vielen Krankheiten helfen.
Im Schnitt trinkt jeder Deutsche vier Tassen Kaffee am Tag. Es ist damit das beliebteste Getränk der Deutschen, noch vor Bier und Mineralwasser.
Ob das nun gut oder schlecht ist, darüber gingen die Meinungen lange auseinander. Hier soll es nicht um kurzfristige Befindlichkeiten, das Aroma oder ausgelöste Gefühle gehen. Sondern um die Frage, ob der jahrelange, regelmäßige Konsum von Kaffee eher gesund oder ungesund ist. Dazu gibt es inzwischen viele aussagekräftige Studien.
Man findet im Netz immer noch viele negative Berichte: «Kaffee ist ungesund», «Koffein täuscht Stress vor», «Chronische Vergiftung durch Koffein», «mögliche Herzrhythmusstörungen», «Kaffee – Schlecht fürs Herz»
In der Wissenschaft mehren sich aber inzwischen die Studien, die Kaffee einen gesundheitlichen Nutzen und dadurch eine verlängerte Lebenszeit zuschreiben. Heilsame Auswirkungen von Kaffee auf Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hepatitis C, Parkinson, Herzrhythmusstörungen, Fettleber, Nierenerkrankungen, kognitiven Verfall, Atemwegserkrankungen, Gicht und bestimmte Krebsarten wurden nachgewiesen.
«Das Fazit aller bisher besten Studien lautet, dass Kaffeekonsum tatsächlich mit einer geringfügigen Senkung der Sterblichkeit in Verbindung gebracht werden kann, und zwar in der Größenordnung von 3 Prozent geringeres Risiko für vorzeitigen Tod pro täglich getrunkener Tasse Kaffee.» (NutritionFacts)
Die Herausforderung ist, dass in Kaffee über tausend Inhaltsstoffe enthalten sind: gesunde, aber auch ungesunde. Gesund ist vor allem die Chlorogensäure, ein Naturstoff (Polyphenol), der antioxidativ wirkt. Antioxidantien tragen dazu bei, die Zellen im Körper vor Schäden durch freie Radikale zu schützen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention von Krankheiten und beim Erhalt unserer Gesundheit.
Ungesund im Kaffee sind vor allem Diterpene. Sie stehen im Verdacht, den Cholesterinspiegel im Blut zu erhöhen. Diese verschiedenen Inhaltsstoffe haben vermutlich dazu geführt, dass es jahrzehntelang widersprüchliche Aussagen zur Gesundheitsauswirkung von Kaffee gab.
Inzwischen ist die wissenschaftliche Lage klar: Kaffee ist in der Regel gesund. Um sicherzugehen, sollte man folgende Punkte beachten. Diese Punkte sind wichtiger als die oft wiederholte Regel, man solle nicht mehr als 3 bis 4 Tassen am Tag trinken. (In der Wissenschaft tauchen Obergrenzen von 5 oder 6 Tassen pro Tag auf.)
- Die ungesunden Inhaltsstoffe können durch einen Papierfilter entfernt werden. Filterkaffee ist also deutlich gesünder als türkischer Kaffee, Kaffee aus Drückerkannen (French Press) oder einer Espressomaschine (Siebträgermaschine).
- Kuhmilch und Sahne im Kaffee verringern die Aufnahme der gesunden Chlorogensäure ins Blut, sind also nicht empfehlenswert. Sojamilch hat keinen Effekt. (Übrigens sollte man aus dem gleichen Grund Tee nicht mit Milch trinken.) Dass Zucker und Süßstoffe ungesund sind, ist hinlänglich bekannt.
- Löslicher Kaffee enthält mehr schädliches Acrylamid. Gerösteter gemahlener Kaffee ist deshalb gesünder als löslicher Kaffee. (Referenzwerte der Europäischen Kommission für den Acrylamidgehalt in Kaffee: 400 μg/kg in geröstetem Kaffee und 850 μg/kg in löslichem Kaffee.)
- Thema Röstung der Kaffeebohnen: Komplizierte Studienlage. Die gesunde Chlorogensäure und andere Antioxidantien werden durch eine starke Röstung (bei hoher Temperatur) weitgehend (bis 95%) zerstört. Beispielsweise wird Starbucks-Kaffee sehr stark geröstet und enthält deshalb kaum Chlorogensäure. Allerdings ist eine schonende Röstung auch nicht ideal: In diesen Bohnen ist mehr schädliches Acrylamid enthalten – durch hohe Temperaturen wird es abgebaut. Eine mittlere Röstung scheint ideal.
- Entkoffeinierter Kaffee: Kein Unterschied bezüglich Gesundheit.
- Menschen mit folgenden Diagnosen sollten Kaffee meiden: Glaukom (grüner Star), Epilepsie und Refluxkrankheit (Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre).
- Sonst ist zu beachten: Die Schlafdauer und -qualität werden reduziert, besonders bei älteren Menschen. Es gibt gewisse Risiken in der Schwangerschaft. Und in einer Meta-Analyse war Kaffee mit einem 30% höheren Risiko für rheumatoide Arthritis verbunden (relatives Risiko = 1,3).
«Kaffee, der einst mit Skepsis betrachtet wurde, hat sich zu einem Getränk mit einer Vielzahl potenzieller gesundheitlicher Vorteile entwickelt. Immer mehr Belege aus groß angelegten epidemiologischen Studien zeigen übereinstimmend, dass moderater Kaffeekonsum mit einer verringerten Gesamtmortalität und einer geringeren ursachenspezifischen Mortalität sowie mit einem geringeren Risiko für schwere chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, bestimmte Krebsarten, kognitiven Verfall und Atemwegserkrankungen verbunden ist.» (Egadi, Kamangar)
Mehr wissenschaftliche Infos zu Kaffee hier (Englisch).
Quellen:
Egadi, Kamangar 08/2025: «Coffee’s Impact on Health and Well-Being»
Silva da Costa et al. 04/2023: «https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10138461/#sec6-ijerph-20-05586»
Yust et al. 12/2023: «Variables Affecting the Extraction of Antioxidants in Cold and Hot Brew Coffee: A Review»
Nutritionfacts.org 09/2025: «The Healthiest Way to Drink Coffee»
Nutritionfacts.org 09/2025: «Who Should Avoid Coffee?»
Nutritionfacts.org 09/2025: «Does Coffee Help Boost Autophagy and Lifespan?»
Tan et al. 08/2025: «Beverage consumption on bone and joint disorders: an umbrella review»